Neues Kühlfahrzeug, altbekannte Engpässe
Der Tafelladen des DRK Ortsverein Herrenberg e.V. erhält 5000 Euro aus städtischem Fördertopf für einen Kühltransporter.

Herrenberg: Tafelladen des Roten Kreuzes erhält 5000 Euro aus städtischem Fördertopf für Transporter
Die Zahl der ehrenamtlichen Helfer des Rotkreuz-Tafelladens ist seit vergangenem Dezember gestiegen. Zudem steht unter dem Carport ein nigelnagelneuer Kühltransporter, der auch über städtische Spenden finanziert wurde. Aber: "Uns fehlt nach wie vor Trockenware wie Nudeln, Reis, Salz, Zucker oder Mehl", sagt Ladenleiterin Petra Kappus vom DRK.
Sven Gruber
Petra Kappus beschreibt ihre derzeitige Gefühlslage als "zwiegepalten". Warum? "Einerseits bin ich glücklich, weil ein neuer Kühltransporter vor der Türe steht", sagt die Leiterin des Tafelladens, der vom DRK-Ortsverein Herrenberg betrieben wird. "Die Spende der Stadt hilft uns sehr. Darüber sind wir sehr glücklich." Mit 5000 Euro aus einem Fördertopf, der für "soziale und sonstige Vereine" bereitsteht, unterstützt der Soziale Dienst das zusätzliche Fahrzeug. Was Kappus noch zuversichtlich stimmt: "Außerdem war der jüngste Hilferuf erfolgreich." Vier neue ehrenamtliche Helfer, drei Fahrer und eine Person für den Verkauf, seien nach einem "Gäubote"-Artikel aus dem vergangenen Dezember zum Team gestoßen. Das zählt aktuell fast 60 Köpfe.
Nudeln, Reis oder Mehl sind begehrt
"Andererseits hat sich ein großer Wunsch bislang noch nicht erfüllt", sagt Kappus spürbar enttäuscht und deutet aus dem Vorbereitungsraum in Richtung der spärlich gefüllten Regale. "Uns fehlt nach wie vor Trockenware wie Nudeln, Reis, Salz, Zucker oder Mehl." Grundnahrungsmittel. Auch Wurst und Fleisch seien "Luxusgüter". Obwohl es "treue Privatspender" gebe, die immer wieder "ganze Wagenladungen solcher Produkte extra einkaufen und vorbeibringen". Andere wiederum lieferten verlässlich ebenso beliebte Dinge wie Waschmittel ab. Auch das sei bei den rund 60 Menschen, die zwischen Montag und Freitag täglich im Laden vorbeischauen, äußerst gefragt.
"Das kann man nur leider nicht essen", merkt Renate Spannbrucker an. Die Leiterin der Sozialen Dienste in Herrenberg hat an diesem Dienstagnachmittag den symbolischen 5000-Euro-Scheck unter den Arm geklemmt, als sie den Tafelladen besucht. "Eigentlich", sagt sie, sähen die Richtlinien Zuwendungen für das Fahrzeug "gar nicht vor. Aber bei so einem herausragenden Projekt war eine Ausnahme angezeigt." Derzeit landen ihr zufolge runde 20000 Euro jährlich in dem speziellen Topf, den "43 Vereine" per Antrag anzapfen können. Kultur- und Sportvereine seien dabei außen vor, weil für sie "eigene Fördermittel bereitstehen", erläutert Spannbrucker.
Was auch nicht vergessen werden darf: Die Gemeinde Nufringen hat sich an dem neuen Transporter mit 2500 Euro beteiligt (der "Gäubote" berichtete). Einen Großteil hat laut Kappus auch ein Discounter beigesteuert, der offiziell die Tafelläden regelmäßig mit Ware unterstützt, "die wir auch anbieten können", berichtet die Leiterin zufrieden. "Allerdings", legt sich ihre Stirn beim Stichwort "Ware" in jüngster Vergangenheit in Falten, "werde ich immer öfters wütend und traurig, wenn ich sehe, was uns mancher Herrenberger Supermarkt für Lebensmittel schickt." Von einer Fuhre aus mehreren Kisten Obst und Gemüse blieben zunehmend "nur zwei Äpfel und eine Orange" übrig, versucht Kappus das Dilemma zu verdeutlichen, in dem sie steckt: "Mein Team und ich kommen uns in solchen Fällen als bequeme Entsorgungsstelle vor." Denn was verdorben, vermatscht, verschimmelt oder verwelkt sei, "taugt nur noch dazu, in der Biogasanlage in Gäufelden zu landen". Zudem profitieren die Kleintierzüchter und ein Kuppinger Schweinemastbetrieb von überzähligen Waren. Doch allzu kritische Worte wiederum dürfe man den Supermärkten gegenüber auch nicht äußern, erzählt Kappus. "Wir sind auf Spenden angewiesen."
Darüber hinaus muss der Tafelladen immer wieder Waren zukaufen. Diese holt Thomas Ehret von der Sindelfinger Ausgabe, dem Martinslädle, in Stuttgart-Wangen ab. Dort sitzt das Zentrallager der Deutschen Tafel. Denn die Verkaufsstellen in Herrenberg, Calw, Böblingen und Sindelfingen arbeiten zusammen. Über ausbleibende Kundschaft können sich Petra Kappus, die im kommenden Oktober zehn Jahre die Leitung des Herrenberger Ladens innehaben wird, und ihr überaus engagiertes ehrenamtliches Team nicht beklagen: Derzeit "besitzen rund 720 hilfsbedürftige Personen aus dem Großraum Herrenberg" eine entsprechende Berechtigungskarte, um in dem kleinen Markt im DRK-Haus einkaufen zu können. "Darunter befinden sich auch 65 Flüchtlingsfamilien, also gut 400 weitere Menschen", sagt sie. "Der Bedarf ist somit da", stellt Renate Spannbrucker fest und ruft in Erinnerung: "Eine Schande, dass täglich so viele Lebensmittel in Deutschland weggeworfen werden müssen."
Mitbürger, die mithelfen möchten, können sich an Petra Kappus wenden. Spenden können zu den üblichen Öffnungszeiten des Tafelladens abgegeben werden. Für größere Warenmengen, etwa bei einer Palette und mehr, sollte vorab ein Termin vereinbart werden. Der Laden im DRK-Haus in der Jahnstraße ist telefonisch unter (0 70 32) 2 43 00 erreichbar.